Cartagena |
Gegen Abend erreichen wir Cartagena. Die Taxifahrt teilen wir uns mit einem Amerikaner aus Ohio, wodurch sie preislich sehr angenehm wird. Das Terminal ist sehr weit von der Stadt entfernt und wir verbringen eine geschlagene Stunde im warmen Auto, bis uns der Taxifahrer letztendlich in der Hostelzone absetzt, unweit der berühmten, Unesco-prämierten Altstadt. Bereits in Minca haben wir bei Hostelworld uns die Preise angeguckt, die uns die Haare zu Berge stehen ließen. Unser präferiertes Hostel kostet sage und schreibe 25.000 COP, was uns eigentlich zuviel ist und uns dazu bewegen wird, nicht lange in Cartagena bleiben zu können. Bevor wir jedoch einchecken, machen Nikolaus und ich noch einen kleinen Rundgang und klappern so ziemlich jedes Hostel ab, was wir finden können, alle liegen etwa bei 25.000, ein sehr schmuckloses Hostel bietet sich sogar für 20.000 an. Irgendein älterer Mann führt uns ungefragt rum, zeigt uns alle möglichen Hostels und andere Unterkünfte (unter anderem auch ein total heruntergekommenes Hotel, wo man perfekt einen Drogenfilm drehen könnte) und wir entscheiden uns schließlich für das Hostal Las Tortugas.
Als wir zurück zu den Mädels laufen, die auf einer Bank mit dem Gepäck auf uns gewartet haben, wird uns von einer Frau für einen angenehmen Preis ein ganzes Apartment angeboten, ihrer Aussage nach ist es gerade mal fünf Minuten von hier entfernt. Wir folgen ihr und wollen uns das Apartment wenigstens ansehen, merken aber bald, dass sie nicht fünf Gehminuten sondern fünf Taximinuten meinte. Natürlich haben wir keine Lust, jetzt nochmal eine Taxifahrt zu bezahlen, da wird die davor so unglaublich freundliche Dame auf einmal relativ pampig und bietet uns auf die wohl unhöflichste Art und Weise an, das Taxi selber zu bezahlen. Wirklich überzeugt sind wir aber immer noch nicht, da wir keine Lust haben, immer mit dem Taxi zu allen Sehenswürdigkeiten fahren zu müssen, da brüllt die Dame in schlechtem Englisch los: "I am a nice person, people loved to stay with me, there is no reason to be so stupid" und so weiter und so fort. Besonders häufig wiederholt sie die Tatsache, dass sie eine nette Person ist, bis es uns zu bunt wird und wir einfach gehen. Menschen, die derartig betonen müssen, dass sie nette Personen sind, sind es unserer Erfahrung nach meistens nicht.
Wir laufen also zurück zum Hostal Tortuga, wir handeln den brasilianischen Besitzer auf 22.000 COP herunter und gehen relativ bald ins Bett, nach einem kurzen Bier auf dem Plaza Trinidad, der Ausgehplatz für alle jungen Menschen der Stadt.
Da Cartagena teuer ist, planen wir relativ akribisch durch, was wir hier alles machen wollen, schon die 22.000 COP für das Hostel schlagen brutal in unser klamm gewordenes Budget und ein Tag rumhängen wäre unnötig rausgeschmissenes Geld, nicht wie in Minca oder Taganga. Da wir immer noch Lust auf den Karneval haben, nehmen wir am nächsten Tag einen Bus nach Barranquilla, leider sind wir mal wieder viel zu spät aufgestanden und die langsame Busfahrt stiehlt uns weitere Zeit, die wir in Barranquilla verbringen können. Der Busfahrer setzt uns irgendwo in der Stadt ab, offensichtlich in einem unbelebten Vorort. Wir sehen die altbekannten Feiertagsszenen Kolumbiens, betrunkene Menschen, die um Plastiktische versammelt sitzen, Bier trinken und sich nicht unterhalten. Das ist aber auch gar nicht möglich, wird die Musik derartig laut aufgedreht, dass man sein eigenes Wort nicht mehr versteht, eine beeindruckend große PA-Anlage steht am Straßenrand, ein stolzer dicker Mann steht daneben und betrachtet wohlwollend, wir der extrem laute Salsa die gesamte Straße mit seiner Lärmkulisse eindeckt. Wir winken uns ein Taxi raus und bitten den Fahrer, uns zu einer zentralen Stelle des Karnevals zu fahren. Als wir ankommen, scheint das meiste aber schon vorbei zu sein, viele der Besucher kommen uns stark angeheitert entgegen und als wir schließlich beim Festumzug ankommen, hüpfen nur noch wenige Gruppen durch die Paradezone. Wir bestaunen eine Weile das bunte Treiben, hatten uns aber eigentlich etwas mehr erwartet. Beim Karneval der Kulturen in Berlin geht's wesentlich lustiger zu, wahrscheinlich sind wir aber einfach zu spät. Nach einer knappen Stunde machen wir langsam die Fliege und fragen bei Leuten nach, wo denn hier jetzt noch was los ist. Nachdem, was wir im Internet gelesen haben, sollten eigentlich in der ganzen Stadt eine 24-Stunden Party toben, davon kriegen wir aber nicht sonderlich viel mit. Wir nehmen einen der lokalen Busse zum Stadtzentrum und laufen quer durch die Gegend, an leeren Salsabars vorbei, Bordellen und Billigrestaurants. Nix Party. Das einzige was passiert ist, dass uns ein Einheimischer, bevor wir in eine nicht sehr einladende Straße abbiegen wollen, warnt, dass hier alle bewaffnet sind und wir mit Sicherheit überfallen werden. Wir lassen uns in einem der billigen Restaurants nieder, essen qualitativ bedenkliches Essen und stoßen mit Bier auf unseren lustigen Karnevalstag an. Da die Busse nicht mehr fahren, nehmen wir ein
Karneval |
Der nächste Tag bringt auch schon eine neue geplante Aktivität mit, wie bereits gesagt, ist Cartagena teuer und man sollte sich sicher sein, was man hier genau machen will, sonst lässt man hier viel Geld. Etwas südlich von Cartagena liegt ein kleiner, inaktiver Vulkan, dessen Schlamm in der ganzen Welt berühmt für seine Heilkraft und regenerierenden Fähigkeiten ist. Noch wissen wir nicht genau, was uns erwartet, wir wissen nur, dass wir früh aufstehen müssen, da die letzten Busse bereits am Nachmittag fahren. Um sieben Uhr nehmen wir, nach einem kleinen Frühstück, wieder einen lokalen Bus Richtung Terminal, von wo wir einen weiteren in das Dorf nehmen, welches unweit vom Vulkan liegt. Unser Hostel bietet zwar auch direkte Shuttlebusse an, aber die sind sauteuer, außerdem ziehen wir es deutlich vor, mit Kolumbianern durch kleine Dörfer zu zuckeln, als im klimatisierten Touristenbus zu fahren, auch wenn unsere unsere Route fast zwei Stunden dauert, bis wir endlich im richtigen Dorf sind. Sofort stürzen sich mehrere Jugendliche auf uns, um uns ihre Motoradfahrkünste anzubieten und uns zum Vulkan zu fahren. Wir zuckeln also durch die schöne, sehr flache Landschaft, mit weit entfernten Bergen und einem großen See in der Mitte.
Der Vulkan ist winzig und erinenrt eher an eine Schmelzhütte. Wir kaufen uns für wenig Geld ein Ticket und klettern in Badekleidung die wenigen Stufen zur Vulkanspitze hinauf. Nikolaus bleibt lieber unten, da er sich nicht sicher ist, ob das Schlammbad mit seinem offenen Zehen so eine gute Idee ist.Kunst |
Die meisten Anwesenden verzogen sich zum Glück abends |
Die Hütte, zu der er uns führt, verfügt über eine kleine Bar und einen überdachten Bereich, wo wir unsere Hängematten aufhängen. Außerdem gibt es eine kleine Küche mit Holzgrill sowie eine Kloschüssel, die ihren Zweck erfüllt. Die nächsten zwei Tage verbringen wir im absoluten Nichtstun, liegen am Strand, gehen schwimmen, liegen wieder am Strand und machen uns Essen. Auch wenn wir bemerkt haben, dass das Gelände direkt neben unserer Hütte herrenlos ist und offensichtlich genau der beschriebene Ort ist, wo man in Ruhe wildcampen kann, stört uns das nicht großartig. Ein Klo sowie eine Küche zu haben, auch wenn beiden nicht berauschend und ziemlich dreckig sind, sind unbestreitbare Vorteile und die 7000 Pesos absolut wert. Und es gibt einfach nichts schöneres, am Morgen in der Hängematte aufzuwachen und als erstes das azurblaue Meer zu sehen.
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