Mit der Abenddämmerung kommen wir im Zentrum von Cienfuegos an. Der Ort ist an der Südküste gelegen, soll laut unseres Reiseführers sowohl über eine wunderschöne Altstadt als auch tolle Badestrände verfügen. Zumindest vom Zweitgenannten kriegen wir erstmal wenig mit. Kaum steigen wir aus dem Taxi aus, werden wir von einer kleinen Meute Kubanern befallen, die uns alle die jeweils beste Casa, das beste Restaurant oder den besten Mojito der Stadt zeigen wollen. Ziemlich genervt marschieren wir durch diese Meute hindurch, wobei mir der Fehler unterläuft, meine geliebte Matratze im Taxi liegen zu lassen (sorry, Papa, ein adäquater Ersatz ist bereits besorgt).

Das Zimmer ist zwar klein, aber hat alles, was man sich von einer Unterkunft wünschen könnte, sprich, zwei Betten, ein Bad und sogar eine große Terrasse. Wir machen uns auf, noch etwas zu Abend zu essen und schlagen uns den Magen mit der kubanischen Straßenpizza voll, die auch hier lächerlich billig ist. Wie schon in Havana fällt uns auf, dass Abends einfach nichts los ist. Wir setzen uns in eine kleine Bar, aber wirkliche Gespräche kann man leider nicht führen. Wir sehen uns eine Weile die Musikvideos von irgendwelchen kubanischen Musikern an, die alle gleich aussehen (Glatze und dicke Sonnenbrille) und deren Songs dazu auch noch alle gleich klingen. Irgendjemand muss wohl ein Melodyne oder Autotune Plugin auf die Insel mitgebracht haben, denn absolut jeder Song wird mit dem berühmt berüchtigten Autotune Effekt zugekleistert, bis die Stimme wie ein Roboter klingt.
Am nächsten Morgen versuchen wir, eine Wäscherei aufzutreiben, werden fündig und stellen uns brav in die Reihe. Nach einigen Stunden Wartens merken wir allerdings, dass man als Tourist nicht sonderlich erwünscht ist. Immer wenn neue Leute kommen, finden wir uns erneut im letzten Glied der Schlange wieder. Nach einer Weile wird uns das zu bunt und wir suchen uns eine andere.
Die nächste Wäscherei besticht schon durch seine ziemlich einmalige Einrichtung. In einem riesigen Gebäude, vermutlich eine alte Markthalle (auf jeden Fall muss sie früher mal ziemlich schick und bedeutend ausgesehen haben) stehen einige Waschmaschinen und Trockner in Reihe. Die Wäsche wird uns freundlich abgenommen, gewaschen und getrocknet und wie selbstverständlich fehlen danach wieder ein paar T-Shirts und Hemden. Stört uns nicht großartig, da wir für die Prozedur nur etwa einen Euro gezahlt haben.
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Einkaufsstraße in Cienfuegos |
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Wir |
Den Rest des Nachmittags verbringen wir in einer Bar, wo wir die Zeit mit dem Kartenspiel "Arschloch" totschlagen, welches wir in der nächsten Zeit so ziemlich in ganz Kuba spielen werden. Während wir vor uns hinspielen, rauchen und trinken werden wir ungefragt von einem kubanischen Straßenkünstler gemalt. Die Zeichnung ist derartig gelungen (s. Foto), dass wir ihm drei ganze CUC dafür geben.
Wir machen uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Wir setzen uns in eins der Touristenlokale, also Restaurants, in denen man ausschließlich in der teuren Währung bezahlen kann und hoffen, etwas mehr Qualität zu erhalten als bei den immer noch spottbilligen, aber geschmacklich ziemlich faden Straßenpizzen.
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Der Plaza in Cienfuegos |
Am nächsten Morgen treffen wir bei einem Infopoint zufällig auf ein paar Deutsche, Richard und Christina, die zurzeit einen zweiwöchigen Urlaub auf Kuba verbringen. Wir fragen sie, ob wir nicht am Nachmittag zusammen zum Strand fahren wollen, kurz darauf sitzen wir in einem Taxi Richtung Küste. Im Gegensatz zur mexikanischen Karibik oder Pazifik ist das Wasser diesmal nicht wellig und grob sondern extrem ruhig. Man hat fast das Gefühl, als würde man in einem See schwimmen als im Meer.
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Als wir da waren, war der Strand allerdings menschenleer |
Etwas später taucht noch Hassan wieder auf, der diese Nacht mit seiner Hängematte zwischen den robusten Sonnenschirmen verbringen will. Romantisch schauen wir dem Sonnenuntergang zu und fahren mit einbrechender Dunkelheit wieder Richtung Stadt.
Da keiner von uns Lust auf weiteres Strassenessen hat, gehen wir in eine der kubanischen Schnellrestaurants, Dinos genannt und zumindest das Design des Schriftzuges erinnert einen stark an die amerikanische Kette Dominos. Von den Erfahrungen der letzten Tage beeinflusst, bestellen wir uns alle drei nur noch Pommes. Das Lokal befindet sich in einem potthässlichen Neubau, vermutlich ein ehemaliges Verwaltungsgebäude. Wir sind die einzigen Gäste und fühlen uns relativ alleine. Umso mehr haben wir davor die Gesellschaft von Richard, Christina und Hassan genossen, da es sehr schwer ist, Kontakt zu anderen Touristen zu finden. Unsere Casa verfügt nur über ein Zimmer, dementsprechend sind wir die einzigen Gäste.
Die nächste Etappe steht aber bereits fest. Von allen Leuten, die davor Kuba bereist haben, wurde uns immer wieder Trinidad empfohlen, eine kleine und sehr alte Stadt in der Nähe der Küste. Wie viele andere kubanische Städte gehört auch Trinidad zum Weltkulturerbe.
In Ermangelung an günstigeren Alternativen nehmen wir uns wieder ein Taxi und rauschen durch die malerischen Landschaften in Richtung nächstes Abenteuer.
Paul
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Che Werbung in Cienfuegos |
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