Donnerstag, 20. November 2014

8. Etappe - Ciudad de Oaxaca

Am Busbahnhof von Mexiko-City geht es hoch her. Wir kaufen uns Tickets nach Oaxaca, nicht ohne davor in eine Gruppe Schüler hineinzurennen, die Nikolaus blonde Haare völlig faszinieren und uns bitten, an einem englischem Interview teilzunehmen, was sie als Hausaufgabe machen müssen. Nachdem wir geklärt haben, was unsere Lieblinsgfarbe und Tier ist, besteigen wir den Bus nach Oaxaca. Der Bus fährt mit einem ordentlichen Tempo durch wunderschöne Berglandschaften und Täler und es bieten sich uns wunderschöne Blicke.


In der Dunkelheit erreichen wir Ciudad de Oaxacha, eine kleinere Stadt in den Bergen und Hauptstadt der Region Oaxaca. Wir hatten uns bereits im Vorraus ein nettes Hostel ausgesucht, können uns aber weder an den Namen noch die Adresse erinnern. Im Bus haben wir uns bereits mit zwei Israelis angefreundet, Zagid und Maytal, die ebenfalls gerade durch Mexiko reisen, jedoch sollte man erwähnen, dass Maytal bereits im dritten Monat schwanger ist.

Bienvenudo a Oaxaca
Da wir nun zu fünft sind und immer noch nicht wissen, wo wir unterkommen wollen, marschieren wir durch die belebte Innenstadt. In einigen Tagen findet der Dia de los Muertos statt, also der Tag der Toten, ein Volksfest mit Ursprung in Oaxaca, weswegen die Stadt enorm voll ist. Wir klappern ein Hostel nach dem anderen ab und kommen letztendlich bei einer älteren Mexikanerin und ihrem Hostel unter, was wie ein großer Familienbetrieb verwaltet wird.
Auch wenn Hostels Geld kosten (in den USA haben wir kein einziges Mal Geld für eine Unterkunft ausgegeben), so haben sie doch den unbestreitbaren Vorteil, dass man Leute und andere Reisende kennenlernt. Während wir am nächsten morgen durch die belebten Straßen von Oaxaca laufen, kreuzen sich immer wieder die Wege mit unseren Zimmergenossen im Schlafsaal, was ein witzig familiäres Gefühl auslöst.
In der ganzen Stadt sind zurzeit Feierlichkeiten zu Gange, auf den Straßen wird getanzt und gesungen und ganze Orchester spielen zu nicht wirklich ersichtlichen Anlässen. Vielleicht auch einfach nur, weil bald der Dia de los Muertos ist.
Shoppen
Besonders mit unseren beiden Israelis verstehen wir uns gut und gehen die folgende zwei Abende häufig zusammen in der Stadt was essen. Zadik arbeitet als Reiseleiter in Israel, spricht gutes Englisch und auch gutes Spanisch, weshalb wir seine Gesellschaft umsomehr schätzen. Auch wenn wir mit Emilia als Halbitalienerin eine wesentlich spanischbegabtere Person in unserer Mitte haben als mich und Nikolaus, hapert die Kommunikation zwischen uns und den Einheimischen doch erheblich. So hilfreich Spanisch-Apps auch sein mögen, mehr als Vokabeln lernt man mit ihnen leider auch nicht.
Maytal arbeitet als Kindergärtnerin in Israel. Ihr Bauch ist allmählich nicht mehr zu übersehen und es ist rührend, wie sich die beiden ganz offenkundig auf ihr Kind freuen. Als wir sie fragen, ob sie keine Angst hat, schwanger reisen zu gehen, meinte sie nur: besser auf Reisen als in Israel. Durch Zadiks optische Ähnlichkeit mit Jesus haben wir ab und zu das Gefühl, mit zwei biblischen Figuren unterwegs zu sein, als sich Zadik noch ein traditionelles mexikanisches Kleid kauft, fällt die Ähnlichkeit auch den Mexikanern auf.
Am zweiten Abend fragt er uns, ob wir nicht Lust haben, ihn und seine Frau nach Hierve el Agua zu begleiten, alte, versteinerte Wasserfälle mit Wasserquellen, ca. 70 Km von Oaxaca entfernt. Die Taxis kosten wohl nicht viel und der Anblick soll überwältigend sein.
Also stapfen wir zu fünft am nächsten Morgen zum Taxi-Terminal und fragen einen der Taxifahrer, für wie viel er uns dort hinfährt. Wieder sind wir froh, mit Zadik einen Spanisch-sprechenden Menschen dabei zu haben, wir erleben ein intensiven, aber respektvollen Streit um den Preis, der bei 75 Pesos pro Person endet.
Mezcal Destillerie
Während der Fahrt zeigt sich aber wieder die unglaubliche Herzlichkeit und Offenheit der Mexikaner. Unterwegs hält er insgesamt dreimal an, einmal in einem kleinem Ort, wo wir etwas zum Mittag -und Nikolaus einen lustigen Poncho kaufen, den wir inzwischen nur noch liebevoll "Wandteppich" nennen.
Das zweite Mal zeigt uns der Taxifahrer eine alte Höhle abseits der Straße, wo, wie er uns erzählt, Satansrituale und -anbetungen vollzogen werden.
Das dritte Mal zeigt er uns eine Mezcal-Fabrik, irgendwo versteckt im Nirgendwo, wo wir uns für wenig Geld eine Flasche kaufen und hoffen, nachdem wir einen Shot aufs Haus getrunken haben, nicht an irgendeinen verrückten Alkoholpanscher geraten zu sein.
Bildunterschrift hinzufügen
Die Bungalows, die wir uns im Reservat mieten, sind zwar so billig, dass man sich eigentlich nicht beschweren darf, doch hat man das Gefühl, dass der große Tourismus zu den Wasserfällen entweder nie stattgefunden hat oder lange vorbei ist.
Als wir diese dann endlich sehen, verschlägt es uns fast den Atem. Die sehr mineral- und salzhaltigen Wassermaßen, die früher hier in die Tiefe gestürzt sind, haben ihre ganzen Inhaltsstoffe an den Felsen gelassen, weshalb sich dort nun riesige Kalk- und Mineralbrocken gebildet haben. Deswegen werden die Hierve el Agua auch manchmal die "Kalten Wasserfälle" genannt.
Die Wasserquellen, die zwar noch existieren,
aber sehr schwach geworden sind, werden in zwei Becken aufgefangen. Man schwimmt also in angenehm kühlen, sehr salzhaltigem Wasser, während sich einem ein irres Bergpanorama bietet.

Nikolaus' hässliche Füße
Kalter Wasserfall

Die nächsten zwei Tage verbringen wir mit Wandern, Baden und in der Sonne rumliegen.
Zagid rennt mit seiner Offenherzigkeit bei allen spanischen Einheimischen Tor und Tür ein, wodurch er sogar von einem Eingeborenem aus dem Dorf zur Jagd eingeladen wird und nur durch den mahnenden Blick seiner schwangeren Frau aufgehalten werden kann.
Die Rückfahrt gestaltet sich etwas schwieriger. Zunächst versuchen wir andere Touristen zu überreden, uns mitzunehmen, was bei Fünf Personen natürlich unmöglich wird. Kurz überlegen wir auch den Taxifahrer von unserer Hinfahrt anzurufen, als wir einen gerade sich zur Abfahrt bereitmachenden Reisebusfahrer fragen, ob er uns mitnehmen kann. Der Reiseleiter, ein Schuldirektor einer Berufsschule, der gerade mit seinen Schülern einen Ausflug gemacht hat, hat nichts dagegen und will uns mitnehmen.

Doch einer der lokalen Taxifahrer macht uns beinahe einen Strich durch die Rechnung und droht, den Busfahrer bei der Behörde anzuzeigen, wenn wir mit ihm fahren. Schließlich sei es sein Job, die Touristen ins nächste Dorf zu fahren und er müsse davon leben. Können wir auch verstehen, doch hätte er uns schließlich nur ins nächste Dorf gefahren, und das nichtmal wirklich günstig.
Zadik schlichtet die Situation schließlich mit einem 100 Pesos Schein, den er dem wütenden Taxifahrer in die Hand drückt. Unsere erste Begegnung mit Korruption.
Die Rückfahrt ist wiederrum klasse. Wir werden von den mexikanischen Schülern gefeiert und postwendend in die Kleinstadt eingeladen, aus der die Schule kommt. Man freut sich mit uns, es werden Fotos gemacht und nach deutschen Redewendungen gefragt.
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von unseren beiden Israelis, die sich auf in Richtung Karibikküste machen.
Auch wir brechen nach etwa einer Woche unsere Zelte wieder ab und machen uns auf Richtung Pazifikküste. Uns wurde Puerto Escondido mehrmals empfohlen, weshalb es nun wieder gilt, die Rucksäcke zu packen und den Bus zu besteigen.
Trampen trauen wir uns nicht.
Noch nicht.

Paul

2 Kommentare:

  1. Lieber Paul, Du schreibst so schön, anschaulich und charmant, daß es schade ist, nicht öfter von euren interessanten Erlebnissen zu hören!! Findet Rudolf

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  2. Hallo Nikolaus und Paul,
    vielen Dank für die sehr "anschaulichen Reiseerlebnisse".Die vielen Erfahrungen die ihr macht,sind beeindruckend...Gebt weiterhin gut auf euch A
    cht,eure Schutzengel reisen mit....
    Alles erdenklich Gute von Omi Gila
    PS:Nikolaus hat s c h ö n e Füsse....

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