Nachdem jedoch der Kater ausgeschlafen und die Wohnung etwas aufgeräumt worden war, tickte die Zeit stetig weiter Richtung dem Unvermeidlichen. Es wurde Zeit New York zu verlassen, um dem eigentlichem Ziel "Süden" ein Stückchen näher zu kommen.
Unser Bus Richtung Atlanta verließ New York am Montag um 1:30 in der Frühe. Nachdem wir uns ausgiebig verabschiedet hatten, lagen nun etwa 20 Stunden Busfahrt vor uns. Dies wäre die erste Möglichkeit gewesen die Landschaft Nordamerikas zu betrachten, jedoch übermannte uns der Schlaf recht schnell, und die Äuglein öffneten sich erst wieder als wir für einen Buswechsel in Washington, DC halt machten. Nur noch 13 gemütliche Fahrtstunden vor uns.
In diesen machten wir unsere erste Bekanntschaft mit anderen Reisenden. Ein Mann namens Nedarius Lovett der zwischen etwas aufgeregten Phasen und gemütlichem vor sich hin grinsen wechselte, und dessen Facebook-Seite texte wie:
they gone hate on us bay but guess wat modle we gone roll by weeeeeeeeeee don't fuck wit them$$$$$$$$$$$$money ova everything$$$$$$$cream$$$$$3kingz$$$$
enthielten. Die andere Person war eine Reisende namens Arial, die seit etwa drei Jahren ohne Geld oder Heimat durch die USA reist. Mit ihr ließen sich etwas interessantere Gespräche führen als mit Nedarius, welche sich neben verschiedensten Reisemethoden und Praktiken unter anderem auch um Realität, Identität und Weltanschauung drehten.
Auch wenn ich persönlich nicht in allen Punkten mit Arial übereinstimmen konnte, bleibt es doch eine höchst interessante Erfahrung, zu sehen wie ein Mensch, der die normale Gesellschaft mehr oder weniger verlassen hat, selbige von außen betrachtet, und die vorerst noch so gefürchteten Stunde Busfahrt gingen relativ zügig vorüber.

Wie bereits angekündigt versuchen wir unterwegs unsere Reisekosten möglichst klein zu halten. Das heißt man ist gezwungen vor allem in Sachen Schlafplatz bzw. Unterkunft auf die üblichen Methoden wie Hotel, Hostel oder Jugendherberge zu verzichten, und nach günstigeren Alternativen Ausschau zu halten.
In unserem Fall probierten wir beide das erste Mal das mittlerweile relativ berühmte Couchsurfing aus.
Für Atlanta fanden wir eine Schauspielerfamilie, die in einer Cohousing-Communitz lebt. Das bedeutet in diesem Fall, dass 13 Familien, oder anders gesagt etwa 35 Personen, auf einem großen Grundstück zusammen leben. Hierbei hat jede Familie ein eigenes Haus und teilt sich ein großes Gemeindehaus. Ich denke man liegt nicht ganz falsch wenn man das ganze als etwas größer angelegte WG betrachtet.
Man kann ja über die Amerikaner sagen, was man will. Aber eine derartige Gastfreundschaft, die hier wohl alltäglich zu sein scheint, ist mir noch nie im Leben begegnet. Ohne uns großartig zu kennen, wurden schon über Couchsurfing.com Handynummern ausgetauscht und nach einem angenehmen Telefonat im Bus, kurzerhand beschlossen, dass wir selbstverständlich vom Bus abgeholt werden.
Alles in allem würde ich behaupten, dass unsere erste Couchsurfing Erfahrung sehr sehr positiv verlief, und mit Sicherheit nicht unsere letze sein wird. Die Unterbringung fand im geräumigen Gemeindehaus der Community statt, für Essen war gesorgt und es sprangen sogar zwei Karten für eine geschlossene Filmvorführung des neuen Filmes "Pride" heraus.
Atlanta als Stadt ist unseren Beobachtungen nach, nicht unbedingt als "Touristenschauplatz" zu bezeichnen. Das Öffentliche Verkehrsnetz ist eigentlich nicht als solches zu bezeichnen, und besteht aus ganzen zwei Linien, die nur den inneren Stadtteil mehr schlecht als recht verbinden. Selbst unsere Couchsurfinghosts belehrten uns rasch, das man in Atlanta in jedem Fall ein Auto benötigt. Dieser Luxus ist uns ja leider aufgrund einer nicht bestanden Fahrprüfung verwehrt.
Ansonsten besteht die Stadt aus einer relativ unsympathischen Skyline und einem recht kleinem, aber immerhin vorhandenem "Szenebezirk". Nicht zu vergessen ist hierbei das Martin Luther King - Memorial, wobei uns hierbei der Fehler unterlaufen ist, daran vorbei zu laufen ohne es zu bemerken.

Alles in allem wurden wir in Atlanta, zumindest an dem einem Tag den wir dort verbrachten, recht gut unterhalten und sind rückblickend betrachtet froh dort gewesen zu sein.

Die nächste Station ist New Orleans. Ein Bus ist gebucht, der Rucksack ist gepackt und es fehlt nur noch eine Unterkunft.
Nikolaus
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen