Unser einziges, winziges Problem ist, dass wir immer noch keine Unterkunft in New Orleans haben. Mancher könnte zwar meinen dies sei leichtsinnig , oder gar dämlich, derlei Dinge nicht im Vorhinein zu klären... aber wir sind ja schließlich Profis. Und was machen Profis? Sie rufen bei Facebook nach Hilfe.
und warten... kauen den einen oder anderen Fingernagel... werden ein bisschen nervös... fangen an, uns über Hostelpreise zu informieren...
Aber wir wären ja nicht die kleinen Glückspilze, die wir nach dem bisherigen Verlauf der Reise bis jetzt waren, wenn sich nicht in den letzten Stunden ein alter Schulfreund meines Vaters auftun würde, der zufälligerweise in New Orleans lebt, und gerade ein freies Gästezimmer zur Hand hat.
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| A streetcar named Desire |
Und da sind wir nun. Mitten in New Orleans in Reichweite des belebten "French Quarter", ausgestattet mit zwei Fahrrädern und einem kuscheligem Doppelbett.
Aus den tausenden Bars tönt des Nachts Jazz und Rock, während man bei Tage in einem Hitzekessel vegetiert. Extrem hohe Luftfeuchtigkeit gepaart mit Hitze treibt die ein oder andere Schweißperle in die Gesichter, bzw. sorgt für ein dauerhaft nasses T-Shirt.
Und während man also tagsüber sinniert, dass mehrmals am Tag duschen nicht unbedingt die schlechteste Idee ist, und dass die vorher noch verfluchten Klimaanlagen hier überlebenswichtig sind, versuchen wir Abends ins Nachtleben einzutauchen.
Es bleibt aber leider nur beim "versuchen", WEGEN DIESEM SCHEISS ALKOHOL AB 21!!! Allmählich denken wir ernsthaft über Ausweisfälschung nach!
Es geht also mit gesenktem Haupt ins Bett und nur der Gedanke, dass man in Zentral-Amerika mit solchen Scherereien nichts mehr zu tun haben muss tröstet. Dort erwartet uns wieder ein zivilisiertes "alles erlaubt mit 18 Jahren - Gesetz", und es gilt nur noch, sich um Unterkunft und Einreiseerlaubnisszeugs zu kümmern.
Sollte also alles keine große Schwierigkeit werden... hoffentlich. Wir sind ja schließlich Profis.
Am nächsten Morgen werden wir erstmal von Ivo, unserm Gastgeber darauf aufmerksam gemacht, dass die Gegend, in der wir uns gestern bewegt haben, die absolute Touristenmeile ist und empfiehlt uns für Freitag Abend eine andere Ecke, die etwas abgelegener, aber dafür wesentlich lockerer ist.
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| Nightlife at Frenchmen Street |
Die erste Bar ist bereits ein absoluter Volltreffer, wir lassen uns von kräftigem Bluesrock und gewöhnungsbedürftigen Budweiser verwöhnen und genießen unser Glück.
Auch die nächste Bar schert sich einen Dreck um unser Alter und lässt uns an einem Blues-Cover Konzert mit einem offensichtlich leicht angetrunkenem chilenischen Lead Gitarristen teilhaben.
Angenehm betrunken fahren wir nach Hause und schlafen einen schönen Schlaf.
Am nächsten Tag eröffnet uns Ivo, dass heute ein ziemlich großes Festival auf der anderen Seite des Mississippi stattfindet, auf dem Lynyrd Skynyrd als Headliner spielen. Als wir auf der Webseite des Festivals nach anderen Bands suchen, die uns vielleicht interessieren können, fällt uns zufällig der Name Robert Randolph and the Family Band auf und wir können unser Glück kaum fassen, einen unserer Lieblingsgitarristen und danach Lynyrd Skynyrd live zu sehen. Alles für angenehme 20$ pro Nase.
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| Lynyrd Skynyrd und die Südstaatenshow |
Es ist eine absolute Amerika-Bombast Show, die uns als Deutsche etwas verstört zwischen überzeugten Patrioten zurücklässt. Zum Abschluss des Konzerts beginnt die elektrisierte Menge "USA! USA!" zu brüllen, was wir mit lautem "GERMANY! GERMANY" kontern.
Ein absolut fantastischer Abend, den wir mit Ivo Kumpels verbringen, die uns sofort, trotz ungefähr 20 Jahren Altersabstand, in ihrer Mitte aufnehmen und uns Unmengen an Bier ausgeben.
Ivo hat uns bereits signalisiert, dass wir hier gerne ein paar Tage in New Orleans bleiben können, weshalb unsere weiteren Reiseplanung etwas vage sind. Vermutlich werden wir Mitte nächste Woche wieder mit dem Bus nach Austin weiterfahren (mit kurzem Zwischenstop in Houston). Von dort würde es dann mit dem Greyhound Bus in einer erneuten 20 Stunden Fahrt nach Mexiko-City gehen. Damit hätten wir den gefürchteten Norden von Mexiko erfolgreich innerhalb einer Busfahrt hinter uns gebracht und wären endlich wirklich, wie wir ja geplant hatten im Süden bzw. in einer deutlich anderen Welt.
Wirklich konkret ist das aber nicht, da wir es und bei Ivo eventuell ein bisschen zu gemütlich machen, der uns, obwohl er uns davor noch nie gesehen hat (bzw. Nikolaus hat er das letzte mal als Säugling) wie zwei alte Freunde bei uns aufgenommen hat und uns abends beim Wein lustige Geschichten aus seiner Jugend mit Nikolaus Vater erzählt.Mit den geliehenen Fahrrädern haben wir ziemlich alle Ecke New Orleans erkundet, auch die Ecken, in denen man nachts nicht unbedingt als Weißer langfahren sollte und allmählich fühlt es sich nach Weiterfahren an.
Wir werden euch auf dem Laufendem halten
Lg




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