Sonntag, 26. Oktober 2014

6. Etappe - Austin

Selbstverständlich hat auch Austin eine Skyline
Nach etwa drei Stunden Busfahrt und erfrischenden 2 Stunden Schlaf treffen wir gegen halb zehn in Austin ein. Übermüdet, mit Muskelkater in Schultern und Beinen und noch innerlich verstört von den gestrigen Ereignissen stehen wir unschlüssig in der Gegend herum und warten in einem, diesmal
drogenfreiem McDonalds, darauf, dass unsere Kontaktperson aufwacht.
Diese hatten wir uns diesmal nicht über Couchsurfing, sondern über weitreichende Kontakte organisiert, da mein Bruder vor Jahren in Taizé eine Amerikanerin aus Austin kennengelernt hat, mit der er weiterhin eine enge Freundschaft pflegt. Diese hatte uns letztendlich mit Chase zusammengebracht, mit dem wir am Abend zuvor bereits telefoniert und der uns auf die Gästeliste für ein Konzert seiner Band gesetzt hatte. Dieses war jedoch am Abend zuvor und aus Gründen (s. vorheriger Blog) für uns nicht realisierbar.
Guitarwonderland
Ohne uns oder auch nur einen direkten Bekannten von uns zu kennen holt uns Chase
ab und bringt uns zu seinem Haus, in dem er mit seiner Mutter und zurzeit mit seinem besten Freund Michael, der letztens seinen Job verloren und so die Obdachlosigkeit gedroht hat, zusammenwohnt.
Das Haus ist klein und uns wird klar, dass wir hier nicht ewig bleiben können, ohne auf längere Zeit das kleine Wohnzimmer zu blockieren. Aber wieder werden wir von der amerikanischen Gastfreundschaft erschlagen, die Mutter bekocht uns mit einer Freude und Hingabe, dass wir schlagartig ein schlechtes Gewissen bekommen.

Stevie Ray Vaughan zum Greifen nahe

Direkt am Nachmittag nimmt uns Chase zu einer
Aftershow Party eines Festivals mit, was am Wochenende zuvor in der Stadt
stattgefunden hat. Von einer Terrasse aus beobachten wir, wie sich ein nicht abreißender Strom von Menschen die große Hauptstraße zum Festivalausgang entlangfließt und trinken texanisches Bier, welches zwar stolz mit dem Slogan "Original German Style" wirbt, aber mit diesem eigentlich nichts gemeinsam hat.
Übermüdet werden wir von Chase und Michael durch Austin kutschiert, verbringen schnelle Biere in verschiedenen Kneipen und merken allmählich, dass wir uns mit den beiden enorm gut verstehen.
Am Abend besuchen wir noch ein Newcomer Konzert im Hotel Vegas. Zuhause angekommen fallen wir mehr oder weniger Tod ins Bett und schlafen 11 Stunden durch.
Die nächsten Tage vergehen wie im Flug, das Thema eines Unterkuntfswechsels tritt nicht mehr auf, da wir mit den beiden viel zu viel Spaß haben. Jeden Abend ist irgendwas in der Stadt los, wir gehen ins Freibad, werden morgens von Chase mit frischem Kaffee und einem Plan für den Tag geweckt oder fahren um 2 Uhr nachts zu viert in einem Smart nach Hause.

Vinylwonderland
Wir besuchen Konzerte und Gitarrenläden (auf der Suche nach einer gebrauchten und vor allem billigen Akustikgitarre, die wir schließlich auch bekommen), gehen auf Partys und merken schnell, dass Chase offensichtlich jeden in der Stadt kennt. Durch seine Bekanntschaft öffnet sich uns in Austin Tür und Tor, erst am letzten Abend wird uns erzählt, welchen enormen Status Chase' Band zurzeit in Austin genießt und er wohl vermutlich einer der gefragtesten Musiker der Stadt ist. Dies beeindruckt uns um so mehr, da Chase dies in diesen sechs Tagen nicht mal ansatzweise erwähnt oder hat raushängen lassen.

Partytime                                      
                               Noch mehr Partytime
Im Nachhinein werden wir bei unserem USA Urlaub an zwei Städte ganz besonders denken: New Orleans und Austin. War New Orleans noch die Stadt der Blues-und Rockmusik, ist Austin definitiv die Stadt der Indierock/Singer-Songwriter Szene. Im Laufe der knappen Woche sehen wir praktisch jeden Abend live Musik, meist Menschen mit Gitarren und traurigen Liedern.  Die Stadt wimmelt von neuen Talenten und Genres und wir haben das Gefühl, die gesamte Musikerszene Austins kennengelernt zu haben, die sich als enorm geschlossen und gemeinschaftlich präsentiert.
Doch allmählich wird es Zeit, die USA zu verlassen und endlich wirklich Richtung Süden zu kommen. Am Samstag fahren uns Chase und Michael (recht verkatert) zum Greyhound Busbahnhof, wo unsere nächste Busfahrt, diesmal 26-stündig, nach Mexiko-City beginnt.
Wir verabschieden uns und es tut fast ein bisschen weh, sich von den beiden zu trennen, da wir doch alle miteinander ziemlich gute Freunde geworden sind.
Vielleicht kreuzen sich unsere Wege ja wieder in Berlin.
Denn wie sagt man so schön: man sieht sich immer zwei mal im Leben.






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